1. Forensische Ambulanzen
(Das Projekt wurde 2019 beendet)
Stichtagserhebung
Die ambulante Nachsorge psychisch kranker Straftäter nach stationärer Unterbringung im Maßregelvollzug hat in Deutschland eine weite Verbreitung gefunden. In fast allen Bundesländern werden forensische Spezialambulanzen angeboten. Diese zielen auf den Erhalt des stationärern Therapieerfolgs und auf die aktive Rückfallvermeidung.
Schwerpunkte dieser Arbeit sind neben der individuellen Unterstützung der Patienten ein umfassendes Casemanagement, Riskassesment und Krisenintervention. Bundesweit werden in diesen Ambulanzen ca. 3000 Straftäter betreut. Über die konkrete Arbeit mit dieser Zielgruppe, deren Lebens- und Deliktgeschichte sowie den Behandlungsverlauf (auch bzgl. Fragen der Rückfälligkeit) gibt es keine verlässlichen Daten.
Seit 2009 erfolgt jährlich jeweils zum Stichtag 15. April eine Stichtagserhebung zu dieser Thematik. Eine erste Datenpräsentation ist für Herbst 2009 vorgesehen. Die Datenfragebögen (Patientenfragebogen und Institutionsfragebogen) sind unter der angegebenen Kontaktadresse erhältlich.
Stichtagserhebung 2010 – Ergebnisse
Zusammenfassung: Die Bedeutung und der Umfang forensisch-ambulanter Nachsorge nach stationärem Maßregelvollzug haben in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Belastbare Daten welche die Patientenstruktur, das methodische Vorgehen und den Erfolg dieser Behandlungs- und Begleitungsform beschreiben liegen erstmals bezogen auf die Gesamtsituation in Deutschland vor. Die Analyse der Daten einer ersten Stichtagserhebung »Forensische Ambulanzen in Deutschland« erlaubt einen differenzierten Einblick in die Patientenstruktur dieses neuen Behandlungskonzepts. Dabei zeigt sich, dass die ambulant behandelten psychisch kranken Straftäter eine insgesamt erhebliche strafrechtliche Vorgeschichte aufweisen und deutliche aktuelle Belastungsmerkmale bestehen. Durch ein umfassendes Behandlungs- und Betreuungsangebot, welches die Forensischen Nachsorgeambulanzen häufig in Kooperation mit sozialpsychiatrischen Einrichtungen erbringen, gelingen eine dauerhafte Rehabilitation und Resozialisierung: die Rückfallquote bzgl. erneuter Straftaten liegt bei ca. 5%.
Im Detail können die Ergebnisse nachgelesen werden bei: Gernot Hahn & Michael Wörthmüller (2011). Forensische Nachsorgeambulanzen in Deutschland. Patientenstruktur, Interventionsformen und Verlauf in der Nachsorge psychisch kranker Straftäter nach Entlassung aus dem Maßregelvollzug gem. 63 StGB. Daten der Stichtagserhebung »Forensische Fachambulanzen 2009«. Als pdf (260 KB) zum Download:
2. Forschung in der Klinischen Sozialarbeit
Klinische Sozialarbeit bedarf der weiteren Ausdifferenzierung in Theorie und Praxis. Dies muss durch eine enge Verzahnung von Praxis und Forschung geschen. Mögliche Forschungsebenen, -fragestellungen und -methoden sind jetzt in einem aktuellen Reader mit folgenden Beiträgen zusammengestellt:
Übergreifende Aspekte
A. Mühlum: Der wissenschaftliche Ort Klinischer Sozialarbeit: Sozialarbeitswissenschaft
K. Maier: Zur gegenwärtigen Situation der Sozialarbeitsforschung in Deutschland
J. Kriz: Der Einfluss von Menschenbildern auf die Forschung in der Klinischen Sozialarbeit
S. Gahleitner & I. Miethe: Forschungsethik in der Klinischen Sozialarbeit
G. Hahn: Forschung und Ausbildung. Abschlussarbeiten aus dem Masterstudiengang »Klinische Sozialarabeit«
Zielgruppenforschung
H. Keupp: Welche Ressourcen benötigen Kinder und Jugendliche? Perspektiven des aktuellen Kinder- und Jugendberichts
A. Wigger: Eine empirischer Beitrag zur Gegenstandsfrage sozialpädagogischer Arbeit in stationären Settings
H.-A. Schaub: Praxisforschung in der klinischen Sozialarbeit - dargestellt anhand einer Fallstudie
S. Schlabs: Biografieanalytishce Forschung und Praxis in der Schuldnerberatung
R. Schmitt: Metaphernanalyse am Beispiel des problematischen Alkoholkonsums. Einige Ergebnisse, die Forschungsmethode und ihre Implikationen für die Praxis
B. Fabricius: Sozialpädagogisch begleitete Reflexionsprozesse als Abstinenzstabilisatoren postakut behandelter Abhängigkranker
H. Scheibelberger: Belastungsbewältigung, Resilienz und Soziale Unterstützung männlicher erwachsener Straftäter
L. Hollenstein & P. Sommerfeld: Arbeitsfeldanalyse und Konzeptentwicklung der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie
S. Jakos & D. Röh: Rehabilitationsforschung und Klinische Sozialarabeit zwischen Evidenzbasierung und Evaluation
Evaluation
K. Ortmann et al.: Langzeitberatung in der »Psychosozialen Beratungsstelle an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin«
B. Krause et al.: Katamnesestudie therapeutischer Jugendwohngruppen
Ch. Kleinschmidt et al.: »Zu wissen dass sie für uns da ist, das war mir wichtig« – Ein Evaluationsprojekt zur Qualität psychosozialer Begleitung von Tumorpatientinnen und -patienten im Krankenhaus
L. C. Czollek & G. Perko: Social Justice: ein Thema für die Klinische Soziale Arbeit
T. Tümena & J. Trögnere: Aufbau einrichtungsübergreifender Forschungs- und Dokumentationssysteme – Chancen und Probleme
3. Rückfallfreie Sexualstraftäter
Mit der qualitativen Studie » Rückfallfreie Sexualstraftäter - salutogenetische Faktoren bei ehemals im Maßregelvollzug behandelten Sexualstraftätern« (Hahn, 2006) wird ein Einblick in die Faktoren und Zusammenhänge gegeben, die dazu führen, dass im Maßregelvollzug behandelte Sexualstraftäter rückfallfrei bleiben. Forschungshintergrund ist das Konzept der Salutogenese von Antonovsky (1997), einem Erklärungsansatz für Gesundheit und Gesundungsprozesse, der gezielt und in Abgrenzung zu bio-medizinischen Fragestellungen danach fragt, warum Menschen gesund sind, bzw. trotz ungünstiger Verhältnisse gesund bleiben. Das Konzept » Salutogenese« hat sich in unterschiedlichen Bereichen (Psychotherapie, Gesundheitspsychologie und -förderung, Sozialpsychiatrie) stark verbreitet (vgl. Bengel et al., 1999). Im Mittelpunkt steht dabei das Konzept des Kohärenzgefühls (SOC), das als dispositionelle Bewältigungsressource betrachtet wird, wodurch Menschen widerstandsfähiger gegenüber Stressoren gemacht werden. Erste Forschungsergebnisse zur Evaluation eines normierten Tests zum SOC-Konstrukt (vgl. Schumacher et al., 2000) weisen auf eine gewisse Verlässlichkeit des SOC-Konstrukts hin. Jedoch liegen bislang keine Werte und Aussagen für spezielle Bevölkerungsgruppen vor, so dass eine Anwendung in subkulturellen Populationen (etwa: psychisch kranke Sexualstraftäter) nicht möglich ist. Problematisch ist auch, dass in den vorliegenden Studien zur Anwendung der SOC-Skala als diagnostisches Instrument zur Messung der Widerstandsfähigkeit, die Relevanz der Subaspekte » Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit« nicht belegen lies (Hannöver et al., 2004). Entsprechend bot sich für die vorliegende Studie ein qualitativer Zugang zur Beantwortung der Fragestellung » Rückfallfreie Sexualstraftäter – salutogenetische Faktoren bei ehemals im Maßregelvollzug behandelten Sexualstraftätern am Ende einer positiv verlaufenen Eingliederungsphase« an.
Soziale Therapie bildet den wissenschaftlichen Hintergrund für das Forschungsprojekt (Hahn, 2004; Schwendter, 2000). Kennzeichen dieser noch jungen wissenschaftlichen Disziplin ist die parallele Fokussierung auf innerpsychische und soziale Bedingungsgrundlagen und Auswirkungen von individuellen Leidenszuständen. Die Betonung der Gleichzeitigkeit gesellschaftlicher und psychischer Ursachen bestehender Leidenserfahrungen bietet sich für das hier bearbeitete Thema in besonderem Maße an: Protektive Faktoren sind in zwei Hauptgruppen angesiedelt, internen und externen Ressourcen, also in psychischen und sozialen Strukturen verankert.
Bezüglich der Forschungsmethodologie erfolgte die Bezugnahme auf den Ansatz der »Grounded Theory«, einer Methode gegenstandsnaher Theoriebildung (Glaser & Strauss, 1998). In der Tradition des symbolischen Interaktionismus stehend, fasst diese qualitative Forschungsmethode die soziale Welt in einem Prozess bestehend auf, in dem die darin enthaltenen sozialen Objekte, sich ständig verändern, wobei es zu permanent ablaufenden Interaktionen über deren Bedeutungen kommt. Diese Symbolbedeutungen bilden das gemeinsame Wissen der Akteure um die soziale Realität, wodurch ermöglicht wird, intersubjektiv handlungsfähig zu sein. Damit weist sich die »Grounded Theory« als geeignete Forschungsmethode im Kontext sozialer Therapie aus, da der Forschungsbezug soziale Prozesse, deren individuelle Wahrnehmung und soziale Interaktion sind. Als Datenerhebungsverfahren wurde das »Narrative Interview« (Schütze, 1983), in einer modifizierten Form als strukturiertes, biografisches narratives Interview gewählt.
Die Auswertung des Datenmaterials ergab Hinweise auf eine Vielzahl protektiver Faktoren, welche in allen biografischen Abschnitten der Täter entstanden waren. Die in der Resilienzforschung (z. B. Reister, 1995; Tress, 1986) bekannten Protektivfaktoren (z. B. »dauerhafte, gute Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson«, »Aufwachsen unter Geschwistern«, »Emotionale Intelligenz« etc.) fanden sich auch bei der Untersuchten Stichprobe. Darüber hinaus konnten weitere, nur für die Population »rückfallfreie Sexualstraftäter« gültige Faktoren gefunden werden (z. B. »Positives Erleben und Bewertung der Unterbringung im Maßregelvollzug«, »Gestufter, begleiteter Übergang von stationärer in ambulante Phase«, »Verfügbarkeit externer, institutionalisierter Kontrollinstanzen« etc.). Die im Salutogenese-Konzept enthaltenen Faktoren »Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit« fanden sich bei der untersuchten Tätergruppe ebenfalls, hier in Bezug auf die Akzeptanz und Integration der bestehenden Delinquenz in das Selbstbild der Täter.
Ausgewählte Protektivfaktoren im Überblick [ 1 ]
1 |
Kritische Selbstreflektion als Ergebnis abgeschlossener Therapie |
2 |
Gefühl von menschlicher Anerkennung durch Therapeuten |
3 |
Verantwortungsgefühl |
4 |
Fähigkeit eigene Ressourcen zu erkennen und zu benennen |
5 |
Erleben einer hierarchiefreien therapeutischen Kommunikation |
6 |
Eher förderliche »gute« Kindheit |
7 |
Hohe Bedeutung einer spirituellen Orientierung für die eigene Lebensführung i. S. günstiger moralischer Grundorientierung |
8 |
Mehrere Berufsabschlüsse |
9 |
Verbalisationsfähigkeit |
10 |
Introspektionsfähigkeit |
11 |
Abgeschlossene, tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Tat |
12 |
Soziale Flexibilität und Anpassungsfähigkeit |
13 |
Soziale Integration durch Übernahme sozialer Funktionen |
14 |
Funktionierendes soziales Sicherungssystem |
15 |
Positives Erleben und Bewertung der Unterbringung im Maßregelvollzug |
16 |
wie 15 + »trotz Leugnung der Tat« |
17 |
Gestufter, begleiteter Übergang von stationärer in ambulante Phase (Versorgungskontinuität, Kontrollaspekt) |
18 |
Verfügbarkeit externer, institutioneller Kontrollinstanzen + deren Akzeptanz + deren flexible Ausgestaltung |
19 |
Geregelte, sichere Tagesstruktur |
20 |
Akzeptanz ungünstiger (Früh)Sozialisation, ohne negative Aspekte zu negieren |
21 |
Positive Bildungserfahrungen |
22 |
Erleben der Unterbringung als Chance für eine Auseinandersetzung mit sich selbst |
23 |
Erleben des Redens in der Therapie als »befreiende Katharsis« |
24 |
Ambulante Weiterführung einer stationären forensischen Behandlung |
25 |
Integration in Selbsthilfegruppe |
26 |
Offene Selbstdarstellung |
27 |
Adaption relevanter Therapieergebnisse in echte Lebenszusammenhänge |
28 |
Gefühl sozialer Teilhabe/Normalität |
29 |
Reflektion aktueller Beziehung/Partnerschaft in Therapie |
30 |
Angemessene Zukunftsplanung/Erwartung |
31 |
Bewältigung der sozialen Rolle »Sexualstraftäter« |
32 |
Nachholen von Bildungsabschlüssen |
33 |
Überwindung dissozialer Symptomatik |
34 |
Vielseitige Interessen und Engagement |
35 |
Absprachefähigkeit |
36 |
Balance externer und interner Protektivfaktoren |
37 |
Kognitive Fähigkeit: Merkfähigkeit |
38 |
Erkennen komplexer sozialer Zusammenhänge |
39 |
Externe Kontrolle und Strukturvorgaben im Alltag |
40 |
Soziales Integrationsbedürfnis |
41 |
Selbstgenügsamkeit: Fähigkeit zum Erkennen und Einhalten eigener Grenzen |
42 |
Guter sozialer Status durch Tätigkeit (Beruf) |
43 |
Fortbestehen externer sozialer Kontakte während der Unterbringung |
44 |
Selbstanzeige der Anlasstat |
45 |
Reduzierte sexuelle Impulse |
46 |
Dauerhafte, gute Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson |
47 |
Stabiles familiäres Umfeld |
48 |
Soziale Förderung durch Institution |
49 |
Aufwachsen unter Geschwistern |
50 |
Vorhandensein zusätzlicher (naher) Bezugspersonen |
51 |
Fähigkeit intensive, zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen und aufrecht zu erhalten |
52 |
Erreichen eines Bildungsabschlusses |
53 |
Abgeschlossene Berufsausbildung |
54 |
Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson |
55 |
Soziale Unterstützung |
56 |
Eine in allen Qualitäten als befriedigen erlebte Partnerschaft |
57 |
Emotionale Intelligenz (Wahrnehmung, Zuordnung, Verbalisation und Regulation von Gefühlen) |
58 |
Störungs-/Krankheitseinsicht |
59 |
Internale Kontrollüberzeugungen |
60 |
Erfahrung der Selbstverwirklichung in nicht delinquenten Aktivitäten |
61 |
Fähigkeit zur Einhaltung sozialer Regeln |
62 |
Fähigkeit externe Ressourcen und soziale Stützsysteme zu nutzen |
63 |
Aufnahme und Beendigung einer spezifischen (Sexual)-Therapie |
64 |
Medikamentöse Behandlung (triebdämpfend), bei guter Compliance |
65 |
Offene, vertrauensvolle Bindung an Therapeuten |
66 |
SOC – Gefühl von Verstehbarkeit |
67 |
SOC – Gefühl von Handhabbarkeit |
68 |
SOC – Gefühl von Sinnhaftigkeit |
69 |
Hoffnungspotential/Optimismus/Betonung positiver Lebensaspekte ohne Verleugnung von Risikofaktoren und Vulnerabilitäten – Lebenszufriedenheit |
70 |
Humor |
71 |
Besserung der deliktfördernden psychiatrischen Symptomatik |
72 |
Empathiefähigkeit |
73 |
Soziale Flexibilität/Anpassungsfähigkeit |
74 |
Fähigkeit zur Distanzierung von negativen Einflüssen |
75 |
Geringe strafrechtliche Vorbelastung |
76 |
Selbstwirksamkeitserleben: Control |
77 |
Soziale Kontrolle und Unterstützung: Einbindung in soziales Netz (Anerkennung durch Familie und soziale Beziehungen zu nicht delinquenten Personen) |
78 |
Günstige materielle Situation/geregeltes Einkommen |
79 |
Zufriedenheit mit Wohnsituation |
Weiter konnten vier Protektions-Hauptgruppen identifiziert werden, welche deutliche Unterschiede in Bezug auf Verteilung der Ressourcen in den biografischen Lebensabschnitten und in der Balance zwischen internen und externen Protektivfaktoren aufweisen. Als reicher Protektionstyp sind Probanden beschrieben, die im gesamten Lebensverlauf umfangreiche protektive Faktoren erwerben und (Lebensabschnitt übergreifend) darüber verfügen konnten, so dass aktuell ein differenziertes Ensemble protektiver Faktoren zur Verfügung steht, wobei die Balance interner und externer Faktoren stabil ist.
Die Kategorie »armer Protektionstyp« fasst Probanden zusammen, welche im biografischen Verlauf nur wenige Schutzfaktoren erworben haben und in deren aktueller Lebenssituation eine Dominanz externer Schutzfaktoren zu beobachten ist. Zwei weiterer Protektionskategorien (»frühgestörter, differenzierter Protektionstyp« und »indifferenter, dissozial geprägter Protektionstyp«) weisen Störungen im Erwerb protektiver Faktoren in unterschiedlichen Lebensphasen auf. Die aktuelle Lebenssituation beider Gruppen ist durch eine deutliche Dominanz interner Schutzfaktoren geprägt.
Vor dem Hintergrund der Forschungsergebnisse konnten Anwendungsbeispiele in der kriminaltherapeutischen Praxis beschrieben werden. Eine hohe Relevanz ergibt sich für die differenzierte Ausgestaltung unterschiedlicher Prognoseinstrumente, wo die Integration protektiver Faktoren, in Ergänzung zu den (dort) dominierenden Risikofaktoren (z. b. Psychopathie-Check-List von Hare, 2004) eine verlässlichere Prognosebeurteilung erlauben dürfte, bzw. integrative Prognosemethoden (z. B. »FOTRES« von Urbaniok, 2004) weiter ausdifferenziert werden können.
Für die stationäre und ambulante forensische Behandlung erlaubt die Integration protektiver Faktoren eine deutlichere Ressourcenorientierung und -aktivierung, was als erheblicher Beitrag zur Effizienzsteigerung forensischer Psychiatrie und Psychotherapie aufgefasst werden muss.
Literatur
Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt.
Bengel, J., Strittmatter, R. & Willmann, H. (1999). Was erhält Menschen gesund? Antonovskys Modell der Salutogenese. Diskussionsstand und Stellenwert. Köln: BZgA.
Glaser, B. G. & Strauss, A. L. (1998). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung. Bern: Huber.
Hahn, G. (2007). Rückfallfreie Sexualstraftäter. Salutogenetische Faktoren bei ehemaligen Maßregelvollzugspatienten. Bonn: Psychiatrie Verlag.
Hannöver, W., Michael, A., Meyer, C., Rumpf, H. J., Hapke, U. & John, U. (2004). Die Sense of Coherence Scale von Antonovsky und das Vorliegen einer psychiatrischen Diagnose. Ergänzungen zu den deutschen Normwerten aus einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe. Psychotherapie. Psychosomatik Medizinische Psychologie, 54(12), 179-186.
Hare, R. D. (2004). Hare Psychopathy Checklist Revised. (2. Aufl.) Toronto: Multi Health Systems.
Reister, G. (1995). Schutz vor psychogener Erkrankung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Schütze, F. (1983). Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis, 3, 283-293.
Schumacher, J., Gunzelmann, T. & Brähler, E. (2000). Deutsche Normierung der Sense of Coherence Scale von Antonovsky. Diagnostica, 46(4), 208-213.
Schwendter, R. (2000). Einführung in die Soziale Therapie. Tübingen: dgvt.
Tress, W. (1986). Das Rätsel der seelischen Gesundheit. Traumatische Kindheit und früher Schutz gegen Psychogene Störungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Urbaniok, F. (2004). FOTRES. Forensisch operationalisiertes Therapie-Risiko-Evaluations-System. Oberhofen: Zytglogge.
Anmerkungen
[ 1 ] Eine Ausführliche Beschreibung der einzelnen Protektivfaktoren sowie Faktoren in Hahn, 2007.
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